Interview: Patrick Gartmann
Welche Konkreten Ziele haben Sie für die Verbesserung der Kindertagesbetreuung in Pulheim?
Kita-Betreuung in Pulheim darf kein Glücksspiel mehr sein. Eltern müssen planen können, und Fachkräfte brauchen die Bedingungen, um gute Arbeit zu leisten. Das 35-Stunden-Modell läuft an vielen Stellen, aber es kann nicht sein, dass das 45-Stunden-Angebot dabei still und leise untergeht. Wer auf eine verlässliche Vollzeitbetreuung angewiesen ist, darf nicht jedes Jahr zittern müssen.
Ich bin überzeugt: Wenn die Kita-Teams mehr mitentscheiden können, zum Beispiel bei Konzepten, der Raumgestaltung oder der Auswahl neuer Kolleginnen und Kollegen, entsteht mehr Motivation, mehr Qualität und eine stärkere Bindung an die eigene Einrichtung.
Und wenn jemand krank wird oder Urlaub hat, darf das nicht jedes Mal zur Notlage führen. Ein funktionierender Springer-Pool, also fest eingeplante Vertretungskräfte, bringt Stabilität. Das ist für mich ein konkreter Baustein für bessere Bedingungen im Alltag.
Darum braucht es jetzt den politischen Willen
Wie viele zusätzliche Betreuungsplätze streben Sie während Ihrer Amtszeit an?
Unter Berücksichtigung des Wachstumskurses der Stadt Pulheim können in den kommenden Jahren rund 180 neue Plätze entstehen. Neue Betreuungsplätze müssen dort geschaffen werden, wo sie tatsächlich gebraucht werden, also in wachstumsstarken Ortsteilen und dort, wo die Nachfrage besonders hoch ist.
Wenn neue Baugebiete entstehen, darf eine Kita nicht nur eingeplant, sondern muss auch verbindlich umgesetzt werden. Es darf nicht mehr passieren, dass geplante Einrichtungen wie in der Vergangenheit wieder auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Der Ausbau funktioniert nur, wenn parallel auch genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Welche Qualitätsstandards möchten Sie in den Kitas der Stadt Pulheim sicherstellen oder ausbauen?
Gute Qualität hängt direkt mit den Rahmenbedingungen zusammen. Es braucht mehr Zeit für die Kinder und weniger Druck auf die Teams. Viele Erzieherinnen und Erzieher arbeiten am Limit, das darf nicht der Normalzustand sein.
Digitale Lösungen können den Alltag entlasten, vorausgesetzt, die Ausstattung stimmt. WLAN, Tablets, IT-Equipment und eine passende Software gehören aus meiner Sicht zur Grundausstattung und dürfen kein Extra sein. Die Technik muss funktionieren. Ohne sie bleibt Digitalisierung nur Theorie.
Jede Kita braucht ein verlässliches Budget, um ein kindgerechtes Umfeld mit Spiel- und Bastelmaterial zu gestalten. Für unvorhergesehene Ausgaben plane ich, ein Sonderbudget einzuführen. Weiter plane ich ein Kita-Forum, in dem Fachkräfte regelmäßig mit Verwaltung und Trägern ins Gespräch kommen, nicht für lange Protokolle, sondern um Probleme früh zu klären. Ich will als Bürgermeister in den Einrichtungen präsent sein, um zuzuhören und schnell reagieren zu können, wenn etwas schiefläuft.
Wie möchten Sie den Ausbau der Betreuungsplätze organisatorisch und finanziell umsetzen?
Ein guter Plan steht am Anfang. Es muss klar sein: Wo fehlen Plätze? Wann kann gebaut werden? Und wer kann den Ausbau mittragen, städtisch oder in freier Trägerschaft? Nur wenn diese Fragen frühzeitig geklärt sind, kann gezielt und sinnvoll investiert werden. Genau das ist fester Bestandteil meines Stadtentwicklungskonzepts „Pulheim 2040“.
Fördermittel sollen frühzeitig geprüft und in der Haushaltsplanung berücksichtigt werden. Wenn nötig, muss die Stadt auch in Vorleistung gehen können. Nichts ist teurer als verlorene Zeit und verschobene Entscheidungen.
Die Verwaltung soll in diesem Bereich als Partnerin agieren, nicht als Hürde. Träger müssen frühzeitig einbezogen werden, damit gemeinsam geplant werden kann. Verbindlich und verlässlich.
Wie planen Sie den Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung zu bekämpfen?
Gute Fachkräfte gewinnt man, wenn die Bedingungen stimmen, und man hält sie, wenn sie sich ernst genommen und unterstützt fühlen.
Ich sehe drei zentrale Hebel: Erstens bessere Rahmenbedingungen, etwa durch kommunale Zulagen, Unterstützung bei Wohnraum oder mehr Zeit für Vorbereitung. Zweitens gezielte Ausbildung und Qualifizierung: praxisintegrierte Ausbildung (PIA), begleitete Quereinstiege und Fortbildungen. Drittens eine wertschätzende Kultur im Alltag. Neue Kolleginnen und Kollegen sollen gut im Team ankommen, mit Mentorinnen und Mentoren, die sie begleiten.
Welche Schritte werden Sie unternehmen, um die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Trägern und Eltern zu verbessern?
Ich plane, wie bereits unter Punkt 3 beschrieben, ein regelmäßiges Kita-Forum, bei dem Vertreterinnen und Vertreter von Verwaltung, Trägern, Kita-Teams und Eltern an einem Tisch sitzen. Es geht nicht um Protokolle, sondern um Austausch auf Augenhöhe, konkrete Lösungen und klare Zuständigkeiten. Das Kita-Forum soll keine Alibi-Veranstaltung sein, sondern echte Ergebnisse liefern.
Ich möchte auch die Kommunikation zwischen Trägern und Verwaltung enger und verbindlicher gestalten. Wer miteinander arbeitet, sollte nicht übereinander reden müssen.
Planen Sie eine Entlastung der Eltern bei den Beiträgen für die Kinderbetreuung? Wenn ja, wie?
Langfristig soll Bildung möglichst beitragsfrei sein. In anderen Städten ist das bereits Realität. Aber das funktioniert nur, wenn es solide und verantwortungsvoll finanziert ist.
Bis dahin setze ich mich für ein gerechtes Beitragssystem ein. Beiträge sollen so gestaltet sein, dass sie niemanden überfordern – gerade Familien mit geringerem Einkommen, unabhängig vom Wohnort oder vom Träger.
Für die Zukunft ist mein Ziel: Schritt für Schritt echte Entlastung. Denn gute Betreuung darf kein Luxus sein, sondern ein verlässliches Angebot für alle Familien in Pulheim.
Wie möchten Sie die Wünsche und Bedürfnisse der Eltern in Ihre Planung einbeziehen?
Eltern erleben den Kita-Alltag aus erster Hand. Ihre Rückmeldungen sind wertvoll. Das Kita-Forum kann auch für Eltern geöffnet werden, sodass sie regelmäßig mit Verwaltung, Trägern und Fachkräften ins Gespräch kommen – nicht nur, wenn es Beschwerden gibt, sondern auch, um mitzugestalten.
Ergänzend kann es Elternsprechstunden und digitale Feedbackformate geben. Bei neuen Konzepten oder geplanten Einrichtungen sollten Eltern frühzeitig eingebunden werden – offen, transparent und ohne spätere Überraschungen.
Gibt es weitere Maßnahmen oder Ideen, die Ihnen besonders wichtig sind, um die Kinderbetreuung in Pulheim zukunftssicherer zu gestalten?
Wir sollten offen dafür sein, neue Wege zu gehen, auch außerhalb der Standardmodelle. Denkbar sind Randzeitenangebote für Berufstätige und ein Anerkennungsbonus für besondere Einsatzbereitschaft im Team, etwa in Form von zusätzlichen freien Tagen oder gezielten Zuschüssen.
Ganz besonders will ich die „Wilden 13“ stärken und ausbauen, dieses Team ist ein wichtiger Schlüssel, um flexibel und schnell auf Ausfälle reagieren zu können. Eine verlässliche Vertretungsstruktur hilft nicht nur den Einrichtungen, sondern gibt auch den Eltern Sicherheit.
Wichtig ist mir auch, dass die Arbeit in den Kitas sichtbarer wird. Wer täglich Verantwortung für Kinder übernimmt, verdient nicht nur Respekt, sondern auch öffentliche Anerkennung – durch Kampagnen, Veranstaltungen oder einfache Gesten.
Welche Botschaft möchten Sie den Eltern und Kindern in Pulheim mit auf den Weg geben?
Als Familienvater, Vereinsmensch und jemand, der viel mit Familien im Gespräch ist, weiß ich, wie belastend es sein kann, wenn Betreuung nicht funktioniert.
Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Aber ich verspreche, dass ich mich kümmere. Dass ich zuhöre. Und dass ich für Familien in Pulheim alles gebe. Mit voller Überzeugung.
Wer Verantwortung übernimmt, verdient Rückhalt. Und wer Hilfe braucht, soll sie bekommen. Dafür kämpfe ich – mit voller Überzeugung.