Interview: Anke Lundborg

Welche Konkreten Ziele haben Sie für die Verbesserung der Kindertagesbetreuung in Pulheim?

Ich möchte, dass jedes Kind in Pulheim einen wohnortnahen und bedarfsgerechten Betreuungsplatz erhält – unabhängig vom sozialen Hintergrund. Mein Ziel ist eine verlässliche, gut erreichbare und qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung in allen Stadtteilen. Das Vertretungsmodell „Wilde 13“ soll ausgebaut werden. Ich setze mich für kleinere Gruppengrößen, bessere Räume und multiprofessionelle Teams ein – mit Logopäd:innen, Psycholog:innen und Sozialpädagog:innen.
Insgesamt setzte ich mich für eine vorausschauende, sozialraumorientierte Kita-Planung und familienfreundliche Öffnungszeiten in allen Stadtteilen ein. Das Kita-Angebot muss auch an die Bedarfe von Alleinerziehenden angepasst werden.

Wie viele zusätzliche Betreuungsplätze streben Sie während Ihrer Amtszeit an?

Eine konkrete Zahl nenne ich bewusst nicht – seriöse Planung muss sich an den fortlaufend ermittelten Bedarfszahlen der Jugendhilfeplanung orientieren, insbesondere im Kontext von Neubaugebieten. Ziel ist es, ausreichend und qualitativ hochwertige Betreuungsplätze zu schaffen.

Besonders im U3-Bereich müssen allerdings zusätzliche Plätze geschaffen und bestehende Angebote ausgebaut werden. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass neue Kitas zügig geplant und gebaut werden, auch durch modulare Bauweisen.

Welche Qualitätsstandards möchten Sie in den Kitas der Stadt Pulheim sicherstellen oder ausbauen?

Neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Fachkraft-Kind-Schlüssel setze ich mich für regelmäßige Fortbildungen, Sprachförderung, Bewegungsangebote und kindgerechte Ernährung ein.

Sinnvoll ist eine trägerübergreifende Qualitätssicherung und pädagogische Weiterentwicklung nach dem Vorbild des Qualitätszirkels in Dormagen.

Auch kulturelle Vielfalt und Inklusion sollen stärker als pädagogische Prinzipien verankert werden.

Wie möchten Sie den Ausbau der Betreuungsplätze organisatorisch und finanziell umsetzen?

Ich plane die Einführung eines städtischen Kita-Bauprogramms mit festen jährlichen Investitionssummen und Standardmodellen für temporäre und modulare Bauten.

Fördermittel aus Landes- und Bundesprogrammen sollen gezielt abgerufen werden.

Auch die Entwicklung städtischer Grundstücke muss mitgedacht werden – durch städtische Trägerschaften oder Kooperationen mit freien Trägern.

Wie planen Sie den Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung zu bekämpfen?

Ich möchte Pulheim als Arbeitgeberin attraktiver machen – durch mehr PIA-Ausbildungsplätze, Anwerbung von Quereinsteiger:innen, Kooperation mit Fachschulen und eine strategische Willkommens- und Bindungskultur.

Mir geht es darum, gezielt Programme zur Mitarbeiter:innenbindung aufsetzen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch für das Personal fördern – z. B. durch flexible Arbeitszeitmodelle.

Welche Schritte werden Sie unternehmen, um die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Trägern und Eltern zu verbessern?

Ich setze mich für einen regelmäßigen Kita-Dialog mit Stadt, Trägern, Elternvertretungen und Politik ein.

Zusätzlich möchte ich digitale Beteiligungsformate etablieren.

Ziel ist eine transparente und verlässliche Kommunikation durch eine institutionalisierte Beteiligung der Eltern auch auf städtischer Ebene – etwa über einen beratenden Stadtelternrat – vor.

Planen Sie eine Entlastung der Eltern bei den Beiträgen für die Kinderbetreuung? Wenn ja, wie?

Derzeit wird nur für das erste Kind ein einkommensabhängiger Beitrag erhoben. Dies ist aus meiner Sicht zunächst praktikabel.

Gleichzeitig müssen wir Familien mit niedrigen Einkommen sowie Alleinerziehende gezielter entlasten.

Langfristig ist eine vollständige Beitragsfreiheit  – insbesondere für einkommensschwache Haushalte wünschenswert.

Wie möchten Sie die Wünsche und Bedürfnisse der Eltern in Ihre Planung einbeziehen?

Ich werde regelmäßig Elternbefragungen durchführen und ihre Ergebnisse in die Bedarfsplanung einfließen lassen. Elternvertretungen sollen durch einen Stadtelternrat mehr Mitspracherecht erhalten.

Beteiligung muss niedrigschwellig und auch für Eltern mit wenig Zeit möglich sein – z. B. digital oder im Rahmen von Elterncafés in den Einrichtungen.

Gibt es weitere Maßnahmen oder Ideen, die Ihnen besonders wichtig sind, um die Kinderbetreuung in Pulheim zukunftssicherer zu gestalten?

Ich möchte Kindertagespflege und Kitas besser verzahnen und gemeinsam weiterentwickeln. Städtische Kitas sollen zu Lernorten für Inklusion, Vielfalt und Nachhaltigkeit werden – mit Kita-Gärten, Beteiligungsprojekten und Kooperationen mit Schulen.

Die Sanierung bestehender Gebäude ist dabei zentral. Nachhaltigkeit beginnt bei den Kleinsten – ich möchte naturnahe Außengelände, gesundes Essen aus regionalem Anbau und Projekte zur Umweltbildung von Anfang an.

Welche Botschaft möchten Sie den Eltern und Kindern in Pulheim mit auf den Weg geben?

Kinder haben ein Recht auf gute Bedingungen im Hier und Jetzt. Ich setze mich dafür ein, dass Pulheim ein Ort ist, an dem Kinder gut aufwachsen können, Eltern sich unterstützt fühlen und Bildung von Anfang an gelingt.

Eine gute Kinderbetreuung ist der Grundstein für ein sicheres und geborgenes Aufwachsen.