Interview: Frank Keppeler
Welche Konkreten Ziele haben Sie für die Verbesserung der Kindertagesbetreuung in Pulheim?
Maßgebliches Ziel ist die Gewährleistung eines verlässlichen Betreuungsangebotes, das sicherstellt, dass sich Familie und Arbeit gut vereinbaren lassen. Dafür brauchen wir zum einen ausreichend Plätze. Deshalb haben wir das Platzangebot in den letzten Jahren massiv erweitert. So gibt es mittlerweile 33 Kindertagesstätten in Pulheim.
Zum anderen müssen sich Eltern darauf verlassen können, dass die Betreuung, auf die sie angewiesen sind, auch zuverlässig gewährleistet wird. Hier hat es vereinzelt in den letzten Jahren in verschiedenen Einrichtungen im Stadtgebiet Probleme gegeben. Ein maßgeblicher Grund hierfür war und ist der gerade im Bereich der Erzieherinnen und Erzieher festzustellende Fachkräftemangel. Die Stadt Pulheim als Trägerin von insgesamt 13 Kindertagesstätten hat darauf bereits reagiert. Mittlerweile bieten wir deutlich mehr Ausbildungsplätze an, als dies früher der Fall gewesen ist. Zudem wurde ein Vertretungssystem geschaffen und die Anzahl von Mitarbeitenden, die als sogenannte „Springer“ tätig sind, ausgebaut. Gleichwohl kann es immer dazu kommen, dass eine Kita – z.B. wegen Erkrankung des Personals – den Betrieb nicht so aufrecht erhalten kann wie geplant. Hier ist es wichtig, dass ein zuverlässiges System etabliert wird, dass eine frühzeitige Information der Eltern sicherstellt. Mit der sich inzwischen im Einsatz befindlichen App sind bereits Optimierungen erfolgt. Meines Erachtens sind aber noch Verbesserungen möglich.
Wie viele zusätzliche Betreuungsplätze streben Sie während Ihrer Amtszeit an?
Im Mittelpunkt steht nicht die Anzahl an Plätzen. Vielmehr ist es erforderlich, dass ständig ein bedarfsgerechtes Angebot vorgehalten wird, das den Rechtsanspruch berücksichtigt und – soweit wie möglich – auf die individuellen Bedarfe der Kinder und Eltern eingeht. Da ausweislich der Kindertagesstättenbedarfsplanung noch weitere Plätze im Stadtgebiet benötigt werden, steht zeitnah die Realisierung des Ausbaus der von der Caritas betriebenen Kindertagesstätte St. Elisabeth in Pulheim, die Erweiterung der Kindertagesstätte Hand in Hand in Stommeln sowie der Neubau einer Kindertagesstätte in Sinnersdorf an. Mir ist aber auch wichtig, dass stets ein Austausch mit den Kindertagespflegepersonen stattfindet. Diese leisten eine wichtige Arbeit – gerade was die Betreuung der ganz Kleinen angeht.
Welche Qualitätsstandards möchten Sie in den Kitas der Stadt Pulheim sicherstellen oder ausbauen?
Wichtig ist zunächst die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes sowie des Landeskinderschutzgesetzes. Auch dem Thema Inklusion soll in den Kindertagesstätten durch gezielte Maßnahmen entsprochen werden. Darüber hinaus entscheiden die Leitungen und die Teams der städtischen Kitas selbst über die individuelle Schwerpunktsetzung. Dieses Prinzip hat sich bewährt.
Wie möchten Sie den Ausbau der Betreuungsplätze organisatorisch und finanziell umsetzen?
Die Anzahl und der Ausbau der Betreuungsplätze orientiert sich zunächst an dem bestehenden Rechtsanspruch und der Kindertagesstättenbedarfsplanung. Hier gilt es, frühzeitig die notwendigen Entscheidungen zu treffen, da der Ausbau von Plätzen eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Damit ist nicht nur die Schaffung von zusätzlichem Raum gemeint, sondern auch die Gewinnung von Personal. Aufgrund des Vorrechts der freien Träger, und weil die Zusammenarbeit mit den freien Trägern in Pulheim gut funktioniert, ist – speziell bei neuen Einrichtungen – auch frühzeitig die Trägerschaft zu klären.
Im Rahmen der letzten Kindertagesstättenbedarfsplanung hat sich anhand der prognostizierten Bedarfe gezeigt, dass in Pulheim eine Umwandlung von Ü 3 Plätzen in U 3 Plätze erforderlich ist. Auch hier sind die notwendigen Maßnahmen zeitnah einzuleiten.
Finanziell ist Pulheim gut aufgestellt und damit in der Lage, weitere Plätze zu schaffen – gleichwohl ist es wichtig, Fördermöglichkeiten bestmöglich in Anspruch zu nehmen.
Wie planen Sie den Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung zu bekämpfen?
Wir haben in Pulheim 33 Kindertagesstätten. Die Stadt Pulheim ist Trägerin von aktuell 13 Kindertagesstätten. Als Arbeitgeberin strebt die Stadt Pulheim selbstverständlich an, alle im Stellenplan ausgewiesenen Stellen zu besetzen. Um dies zu erreichen, wird – wie ich bereits dargelegt habe – ein Fokus auf die Ausbildung gesetzt. Zudem bemüht sich die Stadt Pulheim im Rahmen der tarifvertraglichen Möglichkeiten darum, als Arbeitgeberin möglichst attraktiv zu sein. Auch hier wurde in den letzten Jahren einiges optimiert. So gibt es mittlerweile eine größere Anzahl von Benefits, die im Einzelnen auf der Homepage www.pulheim-karriere.de/das-bieten-wir/ aufgeführt sind. Wichtig erscheint es mir aber auch, Qualifizierungen vorzunehmen bzw. Quereinsteigerprogramme zu nutzen.
Welche Schritte werden Sie unternehmen, um die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Trägern und Eltern zu verbessern?
Die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, insbesondere dem Jugendamt, den verschiedenen Trägern und den Eltern funktioniert nach meiner Einschätzung gut und vertrauensvoll.
In den einzelnen Kindertagesstätten ist die Mitwirkung der Eltern durch die Elternbeiräte sowie im Rat der Kindertageseinrichtung sichergestellt. Hier werden vor Ort auftretende Probleme diskutiert und Lösungen gesucht. Das Jugendamt steht in ständigem Austausch mit den verschiedenen Trägern im Stadtgebiet. Im Jugendhilfeausschuss findet ein sachlicher Austausch und eine zielorientierte Behandlung aktueller Fragestellungen statt. Hier ist durch den Stadtelternbeirat (SEPU), der als beratendes Mitglied im Ausschuss fungiert, sichergestellt, dass die besonderen Belange der Eltern ebenfalls Gehör finden. Ganz wichtig finde ich aber auch, dass inzwischen durch den ständigen Tagesordnungspunkt „Fragen und Anliegen von Kindern und Jugendlichen“ im Jugendhilfeausschuss sichergestellt ist, dass sich Kinder und Jugendliche nunmehr unmittelbar an das Gremium wenden und dort ihre Themen vorbringen können. Verbesserungsbedarf sehe ich – dies hatte ich bereits geschildert – in Einzelfällen dann, wenn es zu kurzfristigen Betreuungsausfällen kommt. Hier werde ich mich für eine Verbesserung einsetzen.
Planen Sie eine Entlastung der Eltern bei den Beiträgen für die Kinderbetreuung? Wenn ja, wie?
Bekanntlich sind in Nordrhein-Westfalen die letzten beiden Betreuungsjahre von Kindern vor Eintritt in die Schule beitragsfrei. Hier bleibt abzuwarten, ob das Land die Beitragsfreiheit noch ausweitet. Eine Reduzierung der Elternbeiträge in Pulheim würde eine Änderung der Elternbeitragssatzung durch den Rat der Stadt voraussetzen. Eine solche Entscheidung erwarte ich nicht, zumal die Gebühren in Pulheim im interkommunalen Vergleich – wie auch einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers im letzten Jahr zu entnehmen war – mit in der Spitze unter 400 Euro pro Monat bei gleichzeitiger Beitragsbefreiung für Geschwisterkinder nicht überdurchschnittlich hoch sind.
Wie möchten Sie die Wünsche und Bedürfnisse der Eltern in Ihre Planung einbeziehen?
Eltern erleben den Kita-Alltag aus erster Hand. Ihre Rückmeldungen sind wertvoll. Das Kita-Forum kann auch für Eltern geöffnet werden, sodass sie regelmäßig mit Verwaltung, Trägern und Fachkräften ins Gespräch kommen – nicht nur, wenn es Beschwerden gibt, sondern auch, um mitzugestalten.
Ergänzend kann es Elternsprechstunden und digitale Feedbackformate geben. Bei neuen Konzepten oder geplanten Einrichtungen sollten Eltern frühzeitig eingebunden werden – offen, transparent und ohne spätere Überraschungen.
Gibt es weitere Maßnahmen oder Ideen, die Ihnen besonders wichtig sind, um die Kinderbetreuung in Pulheim zukunftssicherer zu gestalten?
Wir sollten offen dafür sein, neue Wege zu gehen, auch außerhalb der Standardmodelle. Denkbar sind Randzeitenangebote für Berufstätige und ein Anerkennungsbonus für besondere Einsatzbereitschaft im Team, etwa in Form von zusätzlichen freien Tagen oder gezielten Zuschüssen.
Ganz besonders will ich die „Wilden 13“ stärken und ausbauen, dieses Team ist ein wichtiger Schlüssel, um flexibel und schnell auf Ausfälle reagieren zu können. Eine verlässliche Vertretungsstruktur hilft nicht nur den Einrichtungen, sondern gibt auch den Eltern Sicherheit.
Wichtig ist mir auch, dass die Arbeit in den Kitas sichtbarer wird. Wer täglich Verantwortung für Kinder übernimmt, verdient nicht nur Respekt, sondern auch öffentliche Anerkennung – durch Kampagnen, Veranstaltungen oder einfache Gesten.
Welche Botschaft möchten Sie den Eltern und Kindern in Pulheim mit auf den Weg geben?
Als Vater von zwei minderjährigen Kindern weiß ich, wie wichtig eine zuverlässige Betreuung ist. Zudem ist die frühkindliche Bildung, die in der Kindertagespflege und der Kita vermittelt wird, für die Bildungsbiografie von Kindern prägend. In unserer Stadt sollen Familie und Arbeit gut vereinbar sein. Daher werde ich mich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass ein bedarfsgerechtes und verlässliches Betreuungsangebot vorgehalten wird. Und das gilt sowohl für die ganz Kleinen, als auch im Grundschulbereich, wo es gelungen ist, im OGS-Bereich schon vor Inkrafttreten des Rechtsanspruchs eine Betreuungsquote von über 87 Prozent zu realisieren.